Vorwort zu "Pholus - Wandler zwischen Saturn und Neptun"

 

Welche Bedeutung der Entdeckung neuer Planeten in unserem Sonnensystem zukommt, zeigt sich am deutlichsten im Rückblick auf die letzten zweihundert Jahre, in denen die Evolution des menschlichen Bewußtseins und geistigen Horizontes eine rasante Entwicklung genommen hat. Aus astrologischer Sicht ist dabei parallel zu der Entdeckung neuer Planeten in unserem Sonnensystem jeweils eine neue Dimension menschlichen Seins und werdens erschlossen worden. Heute ist das astrologische weltbild komplexer und umfassender als je zuvor.

Die Deutung eines Horoskops ohne die seither entdeckten Planeten Uranus, Neptun und Pluto erscheint uns heutzutage schlichtweg absurd und es besteht auch weitgehend Klarheit über die astrologischen Bedeutungsinhalte dieser Planeten. Selbst der erst 1977 entdeckte Chiron konnte sich inzwischen als eigenständiger Deutungsfaktor weitgehend durchsetzen, auch wenn die Diskussionen um seine Bedeutsamkeit noch nicht abgeschlossen sind.

Was aber ist von der Tatsache zu halten, daß durch die Entwicklung neuer Beobachtungs- und Forschungstechniken in den zurückliegenden Jahren Dutzende neuer Himmelskörper innerhalb unseres Sonnensystems entdeckt worden sind? Droht uns nun eine Inflation neuer Deutungsfaktoren? Kommt es gar so weit, daß jeder einzelne Tierkreisgrad durch unzählige Himmelskörper besetzt sein wird? Es besteht gewiß kein Mangel an Argumenten, um vor der Vielzahl an neu entdeckten Himmelskörpern die (astrologischen) Augen zu verschließen und sich bei der Deutung an das bereits bekannte Planetenaufgebot zu halten. Deren Integration in eine astrologische Gesamtschau ist schließlich schon Herausforderung genug. Falls Sie dieser Auffassung sind, dann können Sie das vorliegende Buch getrost wieder zur Seite legen und sich anderen Dingen zuwenden. Sollten die "neuen Planeten" dennoch astrologisch bedeutsam sein, würde dadurch die Evolution menschlichen Bewußtseins allenfalls verzögert, aber keineswegs aufgehalten werden.

Sollten Sie allerdings zu denjenigen Menschen gehören, deren neugieriger Forschergeist neuen Ansätzen gegenüber aufgeschlossen ist, dann halten Sie genau das richtige Buch in den Händen. Die vorliegende Arbeit von Dieter Koch und Robert von Heeren wird zweifellos Ihren astrologischen Horizont um neue Dimensionen erweitern. Nur drei Jahre nach der Entdeckung des Himmelskörpers "1992 AD", der mit dem Kentaurennamen Pholus belegt wurde, liegt nun das weltweit erste umfassende Werk zur Deutung dieses Wandlers zwischen Saturn und Neptun vor.

Sie werden sich vermutlich fragen, wie es innerhalb eines so kurzen Zeitraumes überhaupt möglich ist, die astrologische Bedeutung eines neuen Himmelskörpers zu erschließen. Die Autoren haben dazu zwei einfache wie ergiebige Vorgehensweisen gewählt: einerseits den Rückblick auf das historische Quellenmaterial der griechischen Mythologie, andererseits die systematische und unvoreingenommene Erforschung von Lebensereignissen, die offensichtlich mit dem neuen Planetenprinzip in Zusammenhang stehen.

Obwohl pholische Neuanfänge oftmals von einer starken Euphorie begleitet sind, haben die Autoren die wissenschaftlich notwendige Distanz zum Forschungsgegenstand wahren können und ein kritisch fundiertes Werk vorgelegt, das die astrologische Bedeutung dieses neuen Planeten anschaulich und logisch nachvollziehbar belegt. Diese Pionierarbeit ist vorbildlich und bestens dazu geeignet, etwaige Vorurteile gegen eine Integration von Pholus in die Reihe astrologisch bedeutsamer Planeten zu widerlegen. Durch den inhaltlich geschickten Aufbau des Buches wecken die Autoren mit jeder neuen Seite die Lust an pholischen Deutungsinhalten, deren Essenz in einer Verwandlung des Kentaurischen in Göttliches und des Triebhaften in Weisheit besteht.

Wie bedeutsam die Rolle von Pholus in der anfangs erwähnten Evolution des menschlichen Bewußtseins ist, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen. Einen besseren Start als dieses inspirierende Buch von Dieter Koch und Robert von Heeren hätte man Pholus jedenfalls nicht wünschen können.

Freiburg im September 1995

Markus Jehle